Seiteninhalt

Ortsteil Rhene

Als in den Jahren zwischen 836 und 891 ein gewisser Ghermo dem Kloster Corvey eine Hufe Land in Hrieon übergab, handelte es sich bei diesem Ort um das heutige Rhene, da er im Ambergau lag. Hier hatten die Northeimer Grafen Besitzungen.

Aus der Historie...

Im Jahre 1141 übertrug Siegfried, Graf von Bomeneburg, dem Sankt-Blasiikloster in Northeim 4 œ Hufen Land in Rhenethe, wobei es sich wieder um Rhene handelt. Unter den Besitzungen des Hildesheimer Moritzstiftes werden 1151 zwei Hufen erwähnt.

Den bedeutendsten Besitz in Rhene hatte jedoch das Kloster Wöltingerode, das von seinen Stiftern, den Grafen Hoyer, Ludolf und Burchard von Wöltingerode mit etlichen Gütern ausgestattet worden war. Am 22. November 1188 bestätigte Kaiser Friedrich I. dem Kloster seine Besitzungen. In der entsprechenden Urkunde werden in Rhene auch zwei Mühlen genannt.

Am 6. Oktober 1216 bestätigte auch Papst Honorius dem Kloster seinen Besitz, zu dem in Rhene 14 œ Hufen und die beiden Mühlen zählten. 1238 gelangte auch der halbe Zehnte an das Kloster Wöltingerode, die andere Hälfte gehörte seit 1211 dem Andreasstift zu Hildesheim.

Auch die Baddeckenstedter Kirche hatte Güter in Rhene. Drei Hufen und drei Hofstellen in "Renedhe" gelangten im Jahre 1300 an die Kirche zu Baddeckenstedt. Schließlich verzichtete Willikin von Gustedt auf die Vogtei über Rhene, die daraufhin ebenfalls der Kirche übertragen wurde.

Rhene gehörte zum Hildesheimer Großen Stift, das nach der Stiftsfehde 1523 an den Braunschweiger Herzog fiel. In dieser Zeit gab es im Ort bereits eine Kirche, denn eine der beiden Glocken, die im Turm des heutigen Gotteshauses hängen, wurde im Jahre 1502 gegossen.

Über einem Fenster des Kirchengebäudes befindet sich folgende Inschrift: "IOST CUERDES ANNO 1614". Ob in diesem Jahr die Kirche neu erbaut oder lediglich renoviert wurde, ist nicht bekannt.

Kirchlich gehörte Rhene als "filia" - Tochter - bereits seit der Reformation zu Wartjenstedt als "mater" - Mutterkirche, wobei diese Verbindung nicht immer problemlos war. Zu Konflikten kam es beispielsweise Ende des vorigen Jahrhunderts, als es um den Status der Kapellengemeinde Rhenes und um die Bauunterhaltung des Kapellengebäudes ging. Diese Differenzen zwischen den Kirchengemeinden Rhene und Wartjenstedt führten dazu, dass es zu einer gerichtlichen Auseinandersetzung kam, die 1898 vom königlichen Oberlandesgericht in Celle entschieden wurde.

Heute gehört Rhene zum evangelisch-lutherischen Pfarrverband Baddeckenstedt - Oelber am weißen Wege - Rhene. Die katholischen Christen besuchen die Gottesdienste in Baddeckenstedt.

Im Jahre 1664 lebten in Rhene 59 steuerpflichtige, über 14 Jahr alte Menschen, unter ihnen auch der Müller Jacob Weipken, der eine Öl- und eine Sägemühle betrieb. Wann und wie oft diese Mühle am Ufer der Innerste umgebaut oder erneuert wurde, ist nicht bekannt.

Lediglich eine im östlichen Giebel angebrachte Tafel gibt Auskunft über Baumaßnahmen im Jahre 1739: Maria Theresia Sonnemann, Äbtissin, und R.D. Adam Esser, Propst in Wöltingerode, "haben diese Mühle mit göttlicher Hilfe erbaut." 1841 erwarb Ludwig Mackensen, dem die wenige Kilometer flussaufwärts gelegene Bierbaumsmühle gehörte, die Rhener Mühle von Heinrich Matthaei. Mackensen baute die Mühle zu einer reinen Graupenmühle um. 1879 ging die Mühle weitgehend in Flammen auf, wurde jedoch umgehend wieder aufgebaut.

Ende 1893 zählte man in Rhene (ohne Mühle) in 74 Haushaltungen 191 Einwohner. darunter einen Ackermann, einen Hofpächter, neun Kotsassen(Kleinbauern), 15 Knechte, vier Mägde, 17 Arbeiter, 12 Arbeiterinnen, einen Lehrer, eine Hebamme, einen Gastwirt und Schmied sowie jeweils eine Haushälterin, Haushaltsgehilfin und Näherin, außerdem je einen Maurergesellen, Maurergehilfen, Weichensteller, Hokenhändler (Kleinhändler), Schmiedegesellen, Anbauer, Dachdecker, Schäfer und Tischler.

Anfang der sechziger Jahre wurde die Rhener Schule aufgelöst. Seither besuchen die Kinder die Schulen in Baddeckenstedt und Groß Elbe sowie in Hildesheim und Salzgitter-Bad.

Rhene, das bis zur Stadtgründung Salzgitters 1942 wie viele andere Dörfer der Samtgemeinde auch, zum Kreis Hildesheim-Marienburg gehörte, wurde 1965 eine Gemeinde der Samtgemeinde Innerstetal, die sich 1974 mit der Samtgemeinde Burgdorf-Assel zur Samtgemeinde Baddeckenstedt zusammenschloss. Rhene wurde ein Ortsteil der Gemeinde Baddeckenstedt und hat heute rd. 350 Einwohner.

(Text Wilfried Bartels †2004)