Sehlde
Die urkundlich nachweisbare Geschichte Sehldes geht bis in das Jahr 941 zurück, als der Ort als "Selida" erstmals in einem Dokument auftauchte. Zwar ist das Original dieser Urkunde verschollen und die aus späteren Zeiten stammende Abschrift enthält unter anderem mit dem Jahr 900 eine falschen Zeitangabe der Ausstellung, aber neuere Forschungen haben erwiesen, dass eine Urkunde aus dem Jahr 941 dennoch existiert hat.
Sehlde wird auch in weiteren Urkunden aus dem Mittelalter häufig genannt, wobei es sich in den meisten Fällen um Übertragungen von Ländereien oder um verschiedene Rechte handelte. So kaufte zum Beispiel um 1130 der Hildesheimer Bischof Bernhard (1130 bis 1153) zwei Hufen Land, zwei weitere befanden sich 1131 im Besitz des Kloster Riechenbergs. Ebenfalls zwei Hufen gehörten zu den Besitzungen des Stiftes St. Simonis und Judae in Goslar. Die übrigen Ländereien von 14 Hufen erwarb zwischen 1299 und 1355 das Jungfrauenkloster Neuwerk bei Goslar von den Grafen von Wohldenberg und anderen Besitzern.
Im etwa ein Kilometer südöstlich von (Groß) Sehlde gelegene Klein Sehlde, das inzwischen seit Jahrhunderten wüst ist, besaß das Kloster Neuwerk 1355 elf Hufen und den Zehnten.
Auch in Sehlde gab es eine gleichnamige Familie, die dem niederen Adel angehörte. So soll das verwitterte Steinkreuz an der Straße nach Alt Wallmoden der Sage nach an den letzten des Rittergeschlechts von Sehlde, den Ritter Dietrich von Sehlde, erinnern, der 1395 beim Besuch seiner mit Erntearbeiten beschäftigten Knechte der Sage zufolge einem Herzschlag erlag.
Die politische Zugehörigkeit Sehldes gleicht jener seiner Nachbardörfer. Als 1313 das Amt Wohldenberg eingerichtet wurde, kamen auch die Dörfer der Oberen Gohe mit den an der Innerste gelegenen Dörfern hinzu, die heute Orte der Samtgemeinde sind. Von 1523 bis 1643 gehörte Sehlde als Dorf des vom Braunschweiger Herzog annektierten Hildesheimer Großen Stifts zum Herzogtum Braunschweig.
Im Jahre 1564 zählte man in Sehlde fünf Ackerhöfe und 23 Kotsassenhöfe. Hundert Jahre später nennt die "Kopfsteuerbeschreibung des Hochstifts Hildesheim von 1664" insgesamt 227 über 14 Jahre alte und somit steuerpflichtige Einwohner. Ein weiteres Jahrhundert später, am 14. Juli 1769, werden in einer Dorfbeschreibung Pastor Knoke, Schulmeister Sievers, elf Ackerleute, zwei Halbspänner und 44 Kotsassen sowie je ein Müller, Kuh- und Schweinehirte genannt, die gemeinsam 2006 Ÿ Morgen Land und 121 Œ Morgen Wiese bewirtschaftet und 50 Taler, 17 Groschen und fünf Pfennige Steuern zu zahlen hatten. 1813 gehörte Sehlde zum Departement Oker, Distrikt Goslar, Kanton Holle des Königreiches Westphalen, das vom König Jérome, einem Bruder Napoléons, regiert wurde. Das Dorf hatte 771 Einwohner, die in 94 Häusern lebten.
Am 7. Dezember 1883 wohnten in Sehlde in mehr rund hundert Häusern 954 Menschen, im zum Dorf gehörenden Wallmerhole bei Neuwallmoden waren es 80. Am 30. November 1998 hatte Sehlde 1076 Einwohner, die sich in der Freiwilligen Feuerwehr, im Kleinkaliber-Schützenverein Waldheil, im Musikverein, im Männergesangverein, im Taubenzuchtverein, im Sportverein, im Wanderverein, im Landfrauenverein sowie in den Ortsvereinen des Bundes der Vertriebenen, des Reichsbundes und der Arbeiterwohlfahrt betätigen können.
Eine Schule gab es in Sehlde seit der Mitte des 17. Jahrhunderts. Als erster Lehrer, der die Sehlder Kinder unterrichtete, wird der Schneider Christoph Wöhlke angesehen. Wöhlke war auch der nebenbei der Küster des Ortes, zu dessen Aufgabenbereich auch die Unterrichtung der Dorfkinder gehörte. Seit dieser Zeit - seit etwa 335 Jahren - hat Sehlde eine eigene Schule, in der heute rund 120 Grundschulkinder aus Sehlde, Heere und Söderhof unterrichtet werden.
Die Sehlder Kirche entstand Ende des 17. Jahrhunderts. Verschiedene Inschriften nennen die Jahre des Baus. So liest man im Turm die Jahreszahl 1696 und am hölzernen Hauptgesims auf der Südseite des Turmes: "M. HANS BRVNKEN ANNO 1698". An der Südostwand des Kirchenschiffes steht: "HANS ROLWAGEN VND JAKOB BASSEN, ALTARISTEN AO 1702" und an der Nordseite : "RENOVATUM 1840". Die Kirche ist im Inneren etwa acht Meter breit und 17 Meter lang und wird von einer geputzten Brettertonne überwölbt. Besonders bemerkenswert sind die 1997 von Torsten Rothkegel hergestellte und von Heinrich Tilch - beide wohnen in Sehlde --- mit geschnitzten Bildern versehene Eingangstür und der wahrscheinlich von dem Hildesheimer Holzschnitzer Ernst Dietrich Bartels (1679 bis 1762) angefertigte Barockaltar aus dem Anfang des 18. Jahrhunderts.
Die Pastorenliste Sehldes, das zeitweilig auch Sitz einer Superintendentur war, läßt sich bis in das Jahr 1542 zurückführen. Seither amtierten im Ort 31 Pfarrer. Aus den beiden Weltkriegen kehrten insgesamt 88 Männer nicht zurück. Der Erste Weltkrieg forderte 37 Opfer (35 Gefallene und zwei Vermisste) und der Zweite Weltkrieg 51 (43 Gefallene und acht Vermisste).
(Text: Wilfried Bartels †2004)