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Steinlah

Die Geschichte Steinlahs beginnt im urkundlich nicht nachweisbaren Dunkel der ersten Jahrhunderte nach der Zeitenwende. Wahrscheinlich entstand während der Völkerwanderungszeit vor etwa 1500 bis 1700 Jahren im heutigen Steinlah ein germanischer Edelhof. Der Ort war, wie aus dem Namensteil "lah" erkenntlich, als eine Siedlung im bewaldeten Grund entstanden. Aus diesem Edelhof entwickelte sich später der Rittersitz der Herren von Steinlah.

Zum ersten Male taucht der Name Steinlah in einer Urkunde aus dem Jahre 1239 auf, als Friedrich von "Steinlo" als Zeuge auftritt. Er gehörte möglicherweise zum gleichen Geschlecht wie jener Johannes von "Stenla", der 1311 genannt wird. Später gelangte das Gut derer von Steinlah in den Besitz des Fürstbischofs von Hildesheim, Henning von Haus (1471 bis 1481), der damit 1474 die Brüder Brant und Friedrich von Haus sowie die von Wierthe belehnte.

Nachdem die Familie von Haus 1770 im Mannesstamm erloschen war, fiel das Gut an den Fürstbischof Friedrich Wilhelm von Westphalen (1763 bis 1789) zurück. Der übergab es Leopold Franz Freiherr von Weichs, dessen Familie es bis 1844 besaß. Danach wechselte es mehrfach den Besitzer, bis das Gut 1938 der nationalsozialistischen Reichsumsiedlungsgesellschaft übertragen werden musste. Von ihr hat dann der Steinlaher Landwirt A. Jürges das Gut erworben, das heute von seinem Enkel, dem Landwirt F. Wilde, bewirtschaftet wird. 

Als die Bewohner des etwa zwei Kilometer westlich von Steinlah gelegenen Grundstedt , das erstmals 1146 urkundlich erwähnt wurde, wahrscheinlich Mitte des 14. Jahrhunderts ihr Dorf aufgaben und sich in Steinlah ansiedelten, vereinigten sie auch die Grundstedter Feldmark mit der von Steinlah. Dadurch entwickelte sich aus dem einstigen Gutsdorf ein Bauerndorf.

Von 1523 bis 1643 gehörte das Hildesheimer Große Stift zum Herzogtum Braunschweig. Der Braunschweiger Herzog verfügte die Erstellung von Dorfbeschreibungen. In Steinlah zählte man 1547 drei dienstpflichtige und zwei freie Ackerleute sowie 22 Kotsassenhöfe. Die Ländereien gehörten den Klöstern Ringelheim und Neuwerk, den Familien von Gadenstedt, von Schwicheldt, von Wallmoden, derer von Saldern, von Regenstein und Brabeck.

Nach den Schrecken des Dreißigjährigen Krieges, unter denen auch Steinlah zu leiden hatte, zählte man 1664 im Ort fünf Ackerleute, 21 Kotsassenhöfe und 13 Häuslinge, insgesamt lebten im Dorf 125 steuerpflichtige, über 14 Jahre alte Menschen. Hinzu kamen 14 Personen, die auf dem Gut wohnten. Diese Struktur behielt der Ort über Jahrhunderte bis in die jüngere Zeit bei.

Die 622 Einwohner des Ortes, die am 30. November 1998 in Steinlah wohnten, haben die Möglichkeit, sich im DRK-Ortsverein, im Landfrauenverein, im Gemischten Chor, in der Erwachsenenbildung, im Sportverein, im Schützenverein, im Reichsbund, im Kleingartenverein, in der Frauenhilfe, im Seniorentanzkreis und nicht zuletzt in der Freiwilligen Feuerwehr zu betätigen. Eine 3.500 Bände umfassende Gemeindebücherei bietet lesefreudigen Einwohnern reichhaltigen Lesestoff.

Das älteste Bauwerk des Ortes ist der Kirchturm, an dessen Nordwestecke die Jahreszahl 1447 eingemeißelt ist, die wahrscheinlich das Baujahr des Turmes ist. Das Kirchenschiff wurde in den Jahren 1867 und 1868 durch einen Neubau ersetzt, dessen Pläne vom Hannoverschen Konsistorialbaurat Conrad Wilhelm Hase (1818 bis 1902) stammte, der wenige Jahre später auch das Gotteshaus von Wartjenstedt plante. Über die Geschichte der Steinlaher Kirche und seiner Pastoren hat der Heimatpfleger eine Chronik verfasst.

Ein evangelischer Pfarrer läßt sich bis in die Zeiten der Reformation in Steinlah nachweisen. Eine eigene Schule hatte der Ort mehr als 300 Jahre hindurch. 1654 wird ein Lehrer namens Christian Ludolf erwähnt. 1659 kam Kirchen- und Schuldiener Justus Arns aus Bodenstein, wo ihm das Brot zu knapp geworden war nach Steinlah, um hier zu unterrichten. Laut Kopfsteuerbeschreibung wohnt der Schulmann hier mit Frau und einem Kind. Er bewirtschaftet 5 Morgen Land und hält zwei Kühe.Zehn Jahre später war Just Arnß (Ahrens) Küster und somit auch Lehrer von Haverlah.

1739 brannte die Schule ab, sie wurde jedoch bald darauf wieder aufgebaut. Ein 1848 errichteter Schulneubau musste aus Platzmangel 1889 vergrößert werden.

1950 wurde wieder ein neues Schulhaus gebaut, der erste Unterricht in diesem Gebäude fand am 3. Januar 1951 statt. Fast dreißig Jahre lang, bis zum Herbst 1980, wurden die Steinlaher Schulkinder in diesem Gebäude unterrichtet, zuletzt waren es nur noch 34 Erst- und Zweitklässler aus Haverlah und Steinlah. Seither werden die Schüler in der Grundschule Elbe, in der "Schule im Innerstetal - Hauptschule mit Orientierungsstufe Baddeckenstedt" und in den Realschulen beziehungsweise Gymnasien Salzgitters oder Hildesheims beschult.

Zwei Einwohner des Dorfes - beide Pastorensöhne - wurden berühmt: Justus Erich Walbaum (1768 bis 1837) war Schriftgießer und Schöpfer der nach ihm benannten Lettern und Franz Anton Erich Moritz Müller (1791 bis 1858), der sich nach seinem Geburtsort "Moritz Steinla" nannte, war Professor an der Kunstakademie in Dresden und ein berühmter Kupferstecher. Ein Gedenkstein mit Tafel, im Vorgarten des Pfarrhauses aufgestellt, erinnert an die beiden berühmten Steinlaher.

Bis in die dreißiger Jahre hinein züchtete man in Steinlah Kanarienvögel, die überwiegend nach Amerika verkauft wurden. Jedes jahr bei der im Gasthaussaal stattfindenden Aufkaufsaktion durch die Tierhandlung Ruhe, gab es den sog. Vogelball.

(Text: Wilfried Bartels †2004)